Endlich! Endlich konnten wir wieder einen Tagesausflug unternehmen. Das Ziel war schnell gefunden: Löwen, eine kleine Stadt östlich von Brüssel, in der Region Flandern gelegen.
Bei unseren Nachforschungen „vor der großen Fahrt“ hatten wir alle bereits gelesen, dass Löwen, niederländisch: Leuven oder französisch: Louvain, eine interessante und vor allem vielseitige Stadt sein soll. Die Mischung aus jahrhundertealtem Kulturerbe, zahlreichen gotischen Bauwerken auf der einen Seite und der ältesten Universität Belgiens und damit verbunden den vielen jungen Leuten in der Stadt auf der anderen Seite machte uns sehr neugierig. Und natürlich nicht zu vergessen, es ist die Hauptstadt der belgischen Biere. Dazu aber später mehr.


So starteten wir am Samstag, dem 02. Oktober 2021, gutgelaunt und „Corona konform“ (wie sollte es zurzeit auch anders sein?) mit dem Bus in Richtung Belgien. Der Wetter
bericht verhieß außer einem kleinen Schauer am Vormittag überraschend trockenes Wetter, so dass es kein Problem sein würde, Kameras, Objektive und Stative auspacken zu können. Und einen Mantel oder warme Jacke sollte im Oktober eh ins Reisegepäck gehören.
Nach einer angenehmen und zügigen Fahrt (hier noch mal ein großes Lob an unseren Busfahrer) kamen wir im Zentrum von Löwen an und konnten sofort unsere ersten Fotos machen. Wie immer bildeten sich kleinere und größere Grüppchen, die sich auf den Weg machten, die Stadt zu erkunden.
Ich möchte hier von meinem kleinen Stadtrundgang, der von vielen von uns sicher ähnlich verlief:

Eine lebhaft besuchte Einkaufsstraße führt auf direktem Weg ins Zentrum und zum Grote Markt. Hier liegt eines der Herzstücke Löwens, das Rathaus. Es ist ein imposantes Prachtstück der Spätgotik mit sechs Türmchen und mehr als 230 Figuren, die seine Fassade schmücken.
Ihm gegenüber die Sankt-Peterskirche, die älteste Kirche der Stadt und Trägerin des UNESCO-Welterbe-Status. Eine der vielen Besonderheiten, die es im ihrem Inneren zu bestaunen gibt, ist das Abendmahl des Malers Dierics Bouts, einem flämischen Maler des Primitivismus.

Das Durchstreifen der vielen Gassen hat großen Spaß gemacht. Man hatte das Gefühl, nicht nur ein Tourist unter Touristen zu sein sondern unter Bewohnern dieser Stadt.
Immer wieder entdeckte ich liebevoll restaurierte Hausfassaden, ungewöhnliche Geschäfte mit ausgefallenen Schaufenstern oder fröhliche Menschen auf einem Markt und in den vielen Cafes. Überall wimmelte es nur so von Fotomotiven.
Gar nicht weit vom Grote Markt entfernt befindet sich der Oude Markt, (der Alte Markt). Der Platz wird von vielen alten Häusern umsäumt, es reiht sich eine Kneipe an die nächste und die Skulptur der „De Kotmadam“ hat alles im Blick. Es soll die „längste Theke Europas“ sein. Zum Abend ist der Platz sicher ein sehr beliebter Treffpunkt.

In den Gassen von Löwen

Blick in einen Hinterhof
Für uns sollte es aber ein kleiner Mittagssnack sein. Ein Großteil unserer Gruppe hatte sich an einem vereinbarten Treffpunkt eingefunden, um ein geeignetes Restaurant zu finden. Und wir hatten Glück. In einem der vielen Restaurants war Platz für uns alle.
Und jetzt kommt das Bier ins Spiel. Da eine der wichtigsten Brauereien Stella Artois etwas außerhalb der Altstadt liegt, besuchten wir das sicher sehr interessante Gebäude nicht (zu bestimmten Zeiten ist auch eine Besichtigung möglich) sondern probierten lieber ihr Produkt.
Da im Mittelalter Bier gesünder war als Wasser, nutzten die Leuvener das Wasser der Dijle, das in rasantem Tempo durch die Stadt fließt, um Bier zu brauen. Es entstand ein kleines, stetig wachsendes Imperium mit bis zu 3200 Brauereien in ganz Belgien. Nach einem Rückgang Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich die Bierindustrie jedoch in den letzten Jahren wieder erholt.
Am Nachmittag setzte ich dann meinen Rundgang mal in Begleitung und mal alleine fort. Wenige Meter abseits der mit Gastronomie gefüllten Straßen wurde es zunehmend ruhiger. Und dann entdeckte ich auch einen der vielen kleinen Parks, die in Leuven zu finden sind.

Der Dijle-Park, auch „kleines Paradies“ genannt, gehört zu einer Reihe von Gärten, in dem man genießen und entspannen kann.
Bei wärmerem Wetter könnte ich mir das sehr gut vorstellen. Dennoch – Parks und Gärten in einer Stadt sind immer grüne Oasen inmitten der Häusermeere.
Mein eigentliches Ziel war jedoch die zweite UNESCO-Welterbe-Stätte: der Große Beginenhof.
Der Große Beginenhof ist eine Wohnanlage frommer Frauen, der Beginen. Diese lebten in absoluter Armut in einem klosterähnlichen Verhältnis und legten kein Ordensgelübde ab. Für ihren Lebensunterhalt sorgten sie auf unterschiedliche Weise. Man weiß von handwerklichen Tätigkeiten wie z. B. Bierbrauen, Sieden von Seife oder Herstellen von Kerzen. Sie erledigten aber auch viele andere Dienstleistungen, wie Kirchendienste oder Betreiben von Mädchenschulen. Da es heute keine Beginen mehr gibt, ist es etwas Besonderes, dass die gesamte Wohnanlage mit den Häusern und kleinen Gassen erhalten werden konnte. Heutzutage wohnen meist Studenten und ausländische Gastprofessoren in dieser „kleinen Stadt in einer Stadt“.
Der Ausflug neigte sich so langsam dem Ende zu.
Aber eine Sehenswürdigkeit wollte ich auf keinen Fall versäumen.
Seit 1425 ist Löwen Universitätsstadt. Die Gebäude verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet.


Ein besonders sehenswertes ist die Universitätshalle.
Ich entschied mich für die Universitätsbibliothek mit ihrem grandiosen Turm.
Die Universitätsbibliothek blickt auf ein turbulentes Leben. In beiden Weltkriegen wurde sie zerstört und danach jeweils wieder aufgebaut. Im Turm hängt ein Carillon, dessen in England hergestellte Glocken teilweise durch niederländische ersetzt werden mussten.
Der Saal der Bibliothek kann besucht und der Turm bestiegen werden. Von ihm hat man einen fantastischen Blick über die Stadt, so wusste Jürgen zu berichten.
Letzteres konnte ich aus zeitlichen Gründen nicht mehr, aber das Glockenspiel, dem ich auf dem großen Monseigneur Ladeuzeplein lauschen konnte, entschädigte mich und war dann eben ein kleines Highlight für die Ohren.
Die Zeit verging wie im Flug und es hieß schon wieder Abschied nehmen. Wir fanden uns alle wieder am Treffpunkt ein – mit vielen persönlichen und sicherlich anderen Erinnerungen an diesen Tag als ich im Gepäck, sprich im Kopf und auf dem Chip. Das aber macht einen solchen Ausflug aus.
Die Rückfahrt konnte pünktlich starten und verlief ruhig wie schon am Morgen. Gesund und ein bisschen müde kamen wir in Velbert an und fragen uns natürlich:
„Wann geht es wieder wohin?“
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